MUNGENAST cs GMBH
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MAG. ART. BARBARA MUNGENAST ist mit ihrem Unternehmen seit 1990 im Corporate Design tätig.
Das Corporate Fahion-Label LES DEUX brachte sie bis 1997 mit Partnerin Anne Beck auf den Markt.
Lehrtätigkeiten auf der Kunstuniversität Linz und auf der TU Graz folgten. Schwerpunkte des Unternehmens liegen im Fashiondesign und in der grafischen Mediengestaltung.

Seit 2010 arbeiten Barbara Mungenast und Rainer Stock gemeinsam an Kunst- und Werbekonzepten unter THE MUST.

 

www.themust.at

barbara.mungenast.at

 

Barbara Mungenast: Die Rathausdesignerin

13.02.2010 | 18:12 |  von MARTIN STUHLPFARRER (Die Presse)

Barbara Mungenast entwarf für Innenminister Ernst Strasser Polizeiuniformen, designt für Hans Dichand die "Krone Bunt"; und für Michael Häupl die Wiener Volksbefragung.


Wenn Designer in den politischen Bereich eintauchen, entsteht oftmals eine ungewöhnliche Optik – nicht nur künstlerisch. Diesen Effekt registriert derzeit die Wienerin Barbara Mungenast. Die Produkt-, Grafik- und Fashiondesignerin entwickelte mit ihrem Kollegen Rainer Stock die Werbekampagne zur umstrittenen Wiener Volksbefragung – im Auftrag der SP-Stadtregierung. Und seitdem bekannt ist, dass Mungenast den Job bekam, war in politischen Kreisen öfters zu hören: „Eh klar – die Mungenast.“

Diese Aussage hat nichts mit der künstlerischen Leistung der 42-Jährigen zu tun. Vielmehr beruht die Aussage auf einem Job, den die Wienerin nebenbei ausübt: Grafikerin der „Kronen Zeitung“, (konkret der „Krone Bunt“), die auch die Infografikabteilung des Boulevardblattes in seiner heutigen Form geprägt hat. Um zu erkennen, woher die Spekulationen um die Auftragsvergabe an Mungenast kommen, muss man etwas zurückblicken, konkret auf den 7. 6. 2009 (Tag der EU-Wahl), als es im Wiener Rathaus hieß: „Das wird teuer.“ Wie das gemeint war? Nun, der „Krone“-Kandidat Hans-Peter Martin erreichte damals 15,85 Prozent, die FPÖ (Hauptkonkurrent der SPÖ für die Wien-Wahl im Herbst) wurde dadurch geschwächt und kam auf nur 15,32 Prozent. Will die SPÖ die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl im Oktober verteidigen, braucht sie die Hans-Peter-Martin-Wähler – und damit die breite Unterstützung der „Krone“, die nicht gerade als altruistisches Medium bekannt ist. In anderen Worten: Die Vergabe der Kampagne an die „Krone“-Designerin wird (vor allem von der politischen Opposition) als Liebesdienst für den Zeitungszaren gesehen.

Keine Chancen für Junge? „Der Konnex zur ,Krone‘ ist hier vollkommen falsch“, versichert hingegen Mungenast, Absolventin der Hochschule für angewandte Kunst. Nicht sie, sondern ihr Kollege Rainer Stock sei als „Vollblutwerber“ das Zugpferd gewesen, so die gebürtige Tirolerin, die auch in Galerien ausstellt. Konkret sei die Stadt an Rainer Stock herangetreten, nachdem dieser ein Konzept zu einem anderen Thema angeboten hat. Davon seien die Verantwortlichen so begeistert gewesen, dass sie später gefragt hätten, ob Stock das Design der Wiener Volksbefragung entwerfen könne. Wobei Stock in der Politik auch kein Unbekannter ist: Vor 19 Jahren entwickelte er für Bürgermeister Helmut Zilk eine Kampagne, war auch bei der Kampagne zur Volksbefragung 1991 dabei: „Ich bin ein Mensch, der politisch denkt – aber nicht parteipolitisch“, meint Stock, der nicht für FP-Chef Heinz-Christian Strache, aber (solange es keine direkte Parteiwerbung ist) auch für andere Auftraggeber wie die ÖVP arbeiten würde.

Damit ist er auf einer Linie mit Mungenast, die 2004 die Uniform der österreichischen Polizei für das Innenministerium unter Ernst Strasser entwarf. Aber: Sollen Kreative Aufträge ablehnen, um nicht in politische Auseinandersetzungen gezogen zu werden? „Wir leben nicht nur von der Politik. Wir machen Bücher, arbeiten z. B. auch für eine Fensterfirma“, sagt Mungenast. Und, zum Umgang mit politischen Auftraggebern: „Ich halte es für meine Aufgabe als Designerin, die demokratische Gesellschaft von heute in ihren Vielfältigkeiten und Widersprüchlichkeiten anzusprechen und ihr Aktualität und ein Lebensgefühl zu vermitteln, das sie im ,Jetzt‘ ankommen lässt.“

Faktum jedoch ist: Kreative, die sich in politischen Sphären bewegen, befinden sich in einem Minenfeld, bewusst oder unbewusst. Denn die Positionen auf dem Spielfeld sind klar bezogen – es gibt Agenturen, die der roten, schwarzen oder der blauen Hemisphäre zuzuordnen sind. Beispielsweise greift die Stadt Wien gern auf die Fähigkeiten von Dietmar Ecker, Ex-SP-Kommunikationschef und Leiter der PR-Agentur Ecker & Partner, zurück. Peter Hochegger, der sich nach der Buwog-Affäre kürzlich von der gleichnamigen PR-Agentur zurückgezogen hat (diese wurde in der Zwischenzeit umbenannt), war gern gesehener Gast im Finanzministerium unter Karl-Heinz Grasser. „Damals war es für andere Agenturen unmöglich, dort an lukrative Aufträge zu kommen“, heißt es in der Branche.

Auch Gernot Rumpold, Ex-BZÖWahlkampfleiter, soll seine parteipolitische Ausrichtung nicht geschadet haben (Stichwort: Eurofighter). Und Wolfgang Rosam, Gründer und langjähriger Chef der Agentur Pleon-Publico, werden nicht die schlechtesten VP-Beziehungen nachgesagt: „Gegen ihn hatte man damals bei der Wirtschaftskammer keine Chance“, erinnert sich ein Agenturmitarbeiter, der (wie andere Kollegen) seinen Namen in diesem Zusammenhang „sicher nicht“ in der Zeitung lesen will.

Und heute? Die Vision, als jung-dynamischer Kreativer den Werbemarkt für öffentliche Einrichtungen oder Parteien aufzurollen ist eine Illusion. Denn heute würden nicht nur politische Ausrichtung, sondern sehr stark die Kontakte zählen – was manche in der Branche unschön als „Seilschaften“ bezeichnen. Bei 50 Prozent der Ausschreibungen (Pitches) würde der Gewinner bereits im Vorfeld feststehen, meint etwa ein namhafter PR-Manager. Eine PR-Managerin schätzt den Anteil deutlich höher: „Bis zu 100 Prozent.“ Wie Kreative damit umgehen? „Wir haben in der Zwischenzeit gelernt, die Ausschreibungen zu lesen“, meint sie.

„Neue Unverfrorenheit“. Freilich: Offiziell will keiner über die Situation reden. Niko Alm („Super-Fi“), der Werbekampagnen für die Grünen entwickelt hat, meint zur Frage, ob es Kreativen schadet, für eine kleine Parteien zu arbeiten, aber: „Zusätzliche Aufträge hat mir dieses Engagement nicht gebracht.“ Unter der Hand wird jedoch lautstark „über die Unverfrorenheit“, mit der heute Kreativaufträge vergeben würden, geklagt: „Viele geben sich nicht einmal mehr die Mühe zu vertuschen, dass der Gewinner schon feststeht – weil Ausschreibungen oft eindeutig auf eine Person zugeschnitten sind“, meint eine Creative-Industries-Managerin. Und das würde nicht nur auf die politische Sphäre (Ministerien etc.) zutreffen, sondern auch auf Unternehmen im politischen Einflussbereich sowie Ausschreibungen abseits der Politik. Junge Kreative müssten zunächst in einer Agentur das „Spiel“ lernen. Mit dieser Erfahrung könne man sich selbstständig machen und ein oder zwei Kunden mitnehmen. Das sei die Voraussetzung, um wirtschaftlich überleben zu können: „Weil die großen Etats oft bereits vor der offiziellen Ausschreibung vergeben sind.“

Trotz (oder wegen) des politischen Einflusses setzt bei großen und mittleren Agenturen immer stärker der „Frank-Stronach-Effekt“ ein: Man deklariert sich nicht in eine politische Richtung, sondern versucht Vertreter aller politischen Strömungen zu bekommen. Ein PR-Manager formuliert das so: „Man will ja nicht, dass ein Regierungswechsel die eigene Existenz gefährdet.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2010)